Ich habe es in der Vergangenheit gesagt und ich muss es erneut tun: Die heutige Inflation des Begriffs Nazi ist nicht nur geschichtsvergessen, sondern gefährlich. Wer ihn leichtfertig verwendet, zeigt nicht nur mangelnden Respekt vor den Opfern des Nationalsozialismus, sondern betreibt eine bewusste Verwässerung historischer Verantwortung.
Der Begriff Nazi steht für Mitglieder der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), die unter Adolf Hitler von 1933 bis 1945 eine Terrorherrschaft errichteten. Ihr Regime war geprägt von unermesslichen Gräueltaten – insbesondere dem systematischen Völkermord an sechs Millionen Juden sowie der Verfolgung und Ermordung unzähliger weiterer Menschen, die sie als „unwert" betrachteten.
Diese Verbrechen sind einzigartig in ihrer Brutalität und dürfen nicht relativiert werden. Gerade deshalb ist die heutige Praxis, politische Gegner vorschnell als Nazis zu bezeichnen, unverantwortlich. Ein solcher Vergleich ist nicht nur unzutreffend, sondern auch eine Verharmlosung der tatsächlichen Schrecken des Dritten Reiches. Wer den Begriff als rhetorische Waffe missbraucht, entzieht der ernsthaften politischen Debatte die Grundlage und beschädigt das Gedenken an die Opfer.
Präzision und Respekt im politischen Diskurs sind essenziell. Die Demokratie lebt vom argumentativen Wettstreit – nicht von moralischer Keule und historischen Verzerrungen. Die AfD oder andere politische Gruppierungen mit den Nationalsozialisten gleichzusetzen, ohne stichhaltige Beweise und ausschließlich aufgrund politischer Differenzen, ist intellektuell unredlich und führt nicht zu einer konstruktiven Auseinandersetzung.
Deshalb sollten wir mit historisch belasteten Begriffen verantwortungsvoll umgehen. Nur wenn wir die Vergangenheit mit der gebotenen Ernsthaftigkeit betrachten, können wir aus ihr lernen und eine Gesellschaft gestalten, die sich tatsächlich für Demokratie, Meinungsfreiheit und Gerechtigkeit einsetzt.