Sarah Bosetti nennt sich Satirikerin. Sie sitzt auf Bühnen mit wohltemperiertem Scheinwerferlicht, auf Panels, bei Lanz, im ZDF. Ihr Ton: sanft höhnisch. Ihre Haltung: unangreifbar moralisierend. Sie sagt, sie wolle Brücken bauen. Doch sie baut Tribünen – von denen sie mit Federhut auf Menschen spuckt, die nicht in ihre moralische Tapete passen.
Sie ist die Stimme der ironischen Mitte – dort, wo Kritik an Macht durch Kritik am kleinen Mann ersetzt wurde. Wo man sich nicht mehr an Konzernen, Kriegstreibern oder Finanzkartellen abarbeitet, sondern lieber auf Leute einprügelt, die einen Telegram-Account haben oder sich mit dem Impfen nicht so sicher waren. Sie verpackt Verachtung in Watte. Und das Publikum klatscht – weil es sich selbst in ihrer Überlegenheit wiederfindet.
Der Blinddarm-Skandal – Satire oder Sozialdarwinismus light?„Und so ein Blinddarm ist ja nicht im strengeren Sinne essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes."
So sprach Bosetti über Ungeimpfte – in einem satirischen Kommentar zur Spaltung der Gesellschaft. Die Metapher war so elegant wie eiskalt: Man könne ja zur Not auf einen Teil der Bevölkerung verzichten. Nicht gesagt, aber gemeint: Wenn's kracht, dann lasst sie halt platzen.
Das war keine Analyse, das war Haltungs-Hohn.
Man stelle sich vor, ein rechter Kommentator hätte gesagt, Geflüchtete seien wie ein Blinddarm.
Der Skandal wäre Wochenprogramm gewesen.
Bei Bosetti? Gab's Schulterzucken und Sendezeitverlängerung.
Was Satire sein will, darf nicht zum Komplizen der Macht werden.
Bosetti wurde zur Lautsprecherin jener, die am Schreibtisch entscheiden, welche Freiheiten gerade nicht gebraucht werden. Sie brachte kein Licht in die Spaltung – sie versiegelte sie mit ihrem Lächeln.
Bosetti inszeniert sich als feministische Stimme – und doch bleibt ihr Fokus kleinkariert:
- Männer sind doof.
- Rechte sind dumm.
- Kritiker sind wütend.
- Die ARD ist ein sicherer Ort.
In Wahrheit ist sie das perfekte Symbol der neuen Linken:
- Radikal in der Pose.
- Systemnah in der Praxis.
- Immer bereit, denen zu helfen, die gerade mächtig sind – solange sie klimafreundlich sprechen und an Diversity denken.
Sie würde nie Olaf Scholz für CumEx auseinandernehmen.
Nie Habeck für Rüstungsimporte anklagen.
Nie Merkel für Afghanistan.
Aber einen Wutbürger aus Sachsen?
Den filetiert sie genüsslich – mit literarischer Betonung und künstlerischer Distanz.
Ja, Sarah Bosetti ist sprachgewandt. Pointiert. Handwerklich sauber.
Aber ihre Arbeit ist das literarische Äquivalent zur Zuchtpeitsche mit Blümchenmuster.
Sie dressiert statt zu entlarven.
Sie verspottet statt zu verstehen.
Sie zieht Grenzen, wo Satire einst über Mauern sprang.
Der Henker sieht sie nicht als Gefahr.
Er sieht sie als Funktion – ein Feinkostprodukt des gesäuberten Diskurses.
Sie ist kein Blinddarm.
Sie ist das Zäpfchen des Systems.
Unsichtbar im Ruhezustand. Reflexauslösend, wenn es eng wird.
Sarah Bosetti ist keine Satirikerin.
Sie ist Haltungsdienstleisterin mit ZDF-Zulassung.
Und das Einzige, was an ihr wirklich scharf ist, ist die Schneide zwischen Hochmut und Harmlosigkeit.
Satire ist ein Skalpell, das die Macht seziert.
Bosettis Skalpell dreht sich nach unten.
Und trifft dort die, die sich nicht wehren können.
Das ist nicht mutig.
Das ist bequem.
Und deshalb: klingenreif.