Es beginnt mit einem Tweet. Einer jener typischen Lauterbach-Tweets: langatmig, stolz, bemüht um Seriosität. Man müsse sich, so schreibt der ehemalige Gesundheitsminister, künftig auch mit den gesundheitlichen Risiken des Klimawandels befassen. Und da sei es doch nur folgerichtig, dass er nun – unentgeltlich, versteht sich – für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Berater in einer Klimakommission tätig werde. Ein Mann, ein Klemmbrett, eine Mission.
Was auf den ersten Blick wie ein weiterer Karriereschritt aussieht, offenbart bei näherer Betrachtung ein tieferes Muster: Das Muster einer Kontrollbesessenheit, die längst religiöse Züge angenommen hat. Was einst die virologische Angstspirale war, ist nun das nächste große Erzählfeld – mit Wetterkarte statt Inzidenzkurve. Die mediale Dauerpräsenz bleibt. Nur die Bedrohung wechselt.
Vom Pandemie-Papst zum Klima-Kontrolleur
Karl Lauterbach hat während der Pandemie keine Gelegenheit ausgelassen, Risiken zu benennen, Worst-Case-Szenarien zu beschwören und mit ernster Miene vor Kameras zu treten. Er wurde zum Gesicht der deutschen Corona-Politik – nicht weil er besonders weitsichtig war, sondern weil er mit einer Mischung aus Nervosität, Wissenschaftsjargon und medialer Dauerverfügbarkeit perfekt ins Angstnarrativ passte.
Doch nun, da Corona medial abgeklungen ist, muss ein neues Betätigungsfeld her. Die Logik: Wenn man schon die gesundheitlichen Gefahren eines Virus verwalten durfte, warum dann nicht auch die eines heißen Sommers? Der Sprung vom Aerosol zur UV-Strahlung scheint für Lauterbach nur ein kleiner. Es geht – einmal mehr – um Kontrolle, Vorsorge, Maßnahmen. Und um die schleichende Pathologisierung des Wetters.
Gesundheitsgefährdung durch Sonne? Maßnahmen folgen!
Man stelle sich die Szenen vor: Ein Komitee in Genf berät unter Leitung von Karl Lauterbach über Grenzwerte für Sonneneinstrahlung. Eine neue WHO-Richtlinie mahnt: „Verlassen Sie bei mehr als 25 Grad Celsius das Haus nur noch mit FFP2-Sonnenhut und WHO-konformer Sonnencreme." Plakate mahnen: „Betreten nur mit Klimaangst."
Was nach Satire klingt, folgt einer bekannten Logik: Wenn Angst zur politischen Ressource wird, darf das Thema nie ausgehen. Pandemie, Klima, Energie – die Bedrohung muss nur groß genug erscheinen, um Maßnahmen zu rechtfertigen, die in ruhigen Zeiten als absurd gelten würden.
#Karlatan – Eine Figur, ein System
Die Figur Lauterbach steht längst für mehr als einen exzentrischen Gesundheitspolitiker. Er ist zur Chiffre geworden für eine neue Klasse von Politikern: akademisch verbrämt, medienaffin, beratungsresistent – und stets bereit, den nächsten Krisendiskurs zu reiten. Der Karlatan ist nicht einfach nur Karl Lauterbach. Der Karlatan ist ein Symptom.
Ein Symptom für die Verwechslung von Wissenschaft mit Macht, von Vorsorge mit Zwang, von Fürsorge mit Bevormundung. Wo früher politische Entscheidungen öffentlich abgewogen wurden, genügt heute ein Verweis auf "die Wissenschaft" – solange sie in Talkshows funktioniert.
Was bleibt: Der Henker würde sagen…
„Wer beim Virus irrte, sollte beim Wetter schweigen."
Doch der Henker weiß auch: In einer Gesellschaft, die sich in Katastrophen flüchtet, sind Kontrolleure König. Und so darf der Karlatan weiter durchgreifen. Erst mit Modellen. Dann mit Masken. Und jetzt vielleicht bald mit Maßnahmen gegen den Sommer.
Bis das Thermometer platzt – oder das Vertrauen.