Generation CDU: Wie man ein Land im Koma hält und dafür Applaus bekommt
Der CDU-Wähler. Seit 1949 das Rückgrat der „Mitte", der Stabilitäts-Apostel, der ewig Versprochene im schwarz-weißen Sonntagsstaat. Er hat den Wirtschaftsaufschwung gewählt, das Eigenheim im Grünen, die kernige Familienidylle mit D-Mark-Patina. „Wohlstand für alle", hieß es damals unter Adenauer. Und der CDU-Wähler? Hat genickt, gebaut und gehofft, dass Mutti das schon regelt.
Doch was kam? Ein Flickenteppich aus nicht eingelösten Heilsversprechen.
In den 70ern: CDU in der Opposition, aber draußen im Land schon die ersten Kratzer im Lack der „Wirtschaftswundergesellschaft". Sozialer Aufstieg? Klar, aber nur für die mit Vitamin B und Einfamilienhaus-Bausparvertrag. Und der CDU-Wähler? Er blieb standhaft und redete sich ein, die SPD verdirbt ihm die Butter auf dem Brot.
In den 80ern: Kohl. „Die geistig-moralische Wende" wurde angekündigt. Stattdessen: Filz, Stillstand und ein Kanzler, der Reformen so elegant aussitzen konnte, dass Sessel in Bonn Mitleid bekamen. Und der CDU-Wähler? Hat weiter brav gewählt – Hauptsache, „keine Experimente".
In den 90ern: Wiedervereinigung, große Momente, ja. Doch auch die Schleifung des Sozialstaats, die Blaupause für prekäre Jobs und das Abrutschen vieler Ostdeutscher in eine Parallelwelt. Und der CDU-Wähler? Sah zu, wie der Osten sich entfremdete, aber Hauptsache: Das Auto vor der Garage glänzte.
Dann Merkel: 16 Jahre sedierter Pragmatismus. Nicht regieren – moderieren. Große Würfe? Fehlanzeige. Von Digitalisierung über Klimaschutz bis zu Steuergerechtigkeit – überall Notlösungen und Kompromiss-Patina. Der CDU-Wähler? Hat weiter sein Kreuz gemacht, weil „Mutti" immerhin keine Schlagzeilen produzierte, die den Sonntagsbraten versalzen hätten.
Und jetzt? Jetzt steht Merz auf der Bühne, der kalte Neoliberale aus dem politischen Biedermeier. Ein Mann wie aus dem Aktienprospekt der 90er: Shareholder-Value im Herzen, Golfhandicap im Lebenslauf. Mit Merz wird das lange CDU-Dogma zur Karikatur seiner selbst: Deregulierung, Sozialabbau, Konzernfreundlichkeit – verpackt als „bürgerliche Mitte".
Und der CDU-Wähler? Er klammert sich noch immer an das Bild vom starken Mann, der „den Laden im Griff hat". Dass der Laden längst in Trümmern liegt – von kaputter Infrastruktur bis zu explodierenden Lebenshaltungskosten – wird ausgeblendet.
70 Jahre CDU-Mythos haben den Wähler zu einem Gewohnheitstier gemacht, das selbst beim Vollbrand des Hauses lieber die Vorhänge zuzieht, statt die Feuerwehr zu rufen. Die ewige Versprechung von Sicherheit und Wohlstand ist längst zum Gespenst mutiert – nur merkt es der treue Wähler nicht. Oder schlimmer: Er will es gar nicht merken.
Merz ist das logische Ende einer Partei, die sich immer nur selbst verwaltet hat, nie den Mut zur echten Erneuerung fand. Und der CDU-Wähler? Zieht sich den Mantel enger, murmelt was von „linkem Chaos" und marschiert weiter Richtung Abgrund.
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