Hubert Aiwanger – Bayerns wandelnder Kompromiss
Frei nach Bettina Wegner: „Leute ohne Rückgrat haben wir schon zu viel." Und doch scheint Hubert Aiwanger den inneren Drang zu verspüren, diese Überproduktion aus Prinzip weiter anzuheizen. Vom selbsternannten Anwalt des kleinen Mannes zum Erfüllungsgehilfen der großen Söder-Show – Aiwanger ist die tragikomische Figur eines Politikers, der so sehr zwischen Bierzelt und Ministerium taumelt, dass einem fast schwindlig wird.
Man fragt sich: Was ist Hubert Aiwanger eigentlich noch, außer ein wandelnder Widerspruch? Mal der volkstümliche Rebell mit aufgeplustertem Brustkorb, mal der windschiefe Kompromiss, der dem politischen Wetterhahn Söder die Richtung abliest.
Der Flugblattaffentanz
Natürlich, Aiwanger, der Mann, der sich zu Beginn seiner Karriere noch als ehrlicher Kümmerer gab, steht längst für mehr als nur Heimat-Getöse und kernige Parolen. Er steht auch für einen der wohl peinlichsten Politskandale der jüngeren bayerischen Geschichte: Das antisemitische Hetzblatt aus seiner Schulzeit, das plötzlich „aus dem Rucksack des Bruders gefallen" sein will. Ein Vorgang, der so unglaubwürdig wirkt, dass selbst die Augsburger Puppenkiste überlegen könnte, ihn in ihr Repertoire aufzunehmen.
Statt echter Aufklärung folgte damals der große Aiwanger-Klassiker: Erst mauern, dann relativieren, schließlich die Opferrolle perfektionieren. Und Söder? Hat's geschluckt. Ganz der Koalitions-Tierbändiger, der seinen politischen Zirkus zusammenhalten muss.
Bierzelt-Rhetorik und Ministeriumsdämmerung
Und während Aiwanger draußen beim politischen Bierzeltstammtisch die Volksseele mit kernigen Sprüchen befeuert („Zwangsimpfungen", „Maßnahmenwahn"), schmiert er drinnen brav die Getriebe der bayerischen Wirtschaftspolitik mit Söders Spucke. Wer so lautstark gegen die „Eliten" wettert und dann doch zu Kreuze kriecht, wenn der große Ministerpräsident nur streng genug schaut, der ist nicht der Robin Hood der Freien Wähler – sondern eher der Hofnarr auf Bewährung.
Politik nach dem Prinzip Weißwurst
Aiwangers Politik schmeckt ein bisschen wie kalte Weißwurst: deftig angekündigt, aber schlaff in der Umsetzung. Hier wird opponiert, da wird angepasst – je nachdem, ob gerade Wahlkampf oder Koalitions-Kater angesagt ist. Und wenn dann mal ein milliardenschweres Schuldenpaket durchs Parlament muss, nickt der „Aufständische" plötzlich ab, weil der eigene Ministerstuhl in Gefahr gerät.
Das Fazit:
Hubert Aiwanger ist der Inbegriff jener Spezies Politiker, die mit großem Mundwerk und kleinem Rückgrat durchs Leben schreiten. Ein Populist, der am liebsten im Bierzelt regiert, sich im Ministerium aber devot der bayerischen Obrigkeit unterwirft.
Ein Mann, der sich selbst gerne als „volksnah" verkauft – und dabei regelmäßig beweist, dass ihm Nähe zur Macht näher ist als Nähe zu den Prinzipien.
Bayern verdient bessere Volkstribune. Aber Aiwanger zeigt: Auch schlechte Kopien kommen manchmal in Originalverpackung.
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