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28 Millionen – Das letzte Protokoll - Die Deagle Liste

28 Millionen

Ein Essay über die Deagel-Liste, Krieg und das Verstummen einer Nation

Es begann nicht mit Sirenen. Nicht mit einem Knall. Nicht mit Feuer und Trümmern. Sondern mit einer Zahl. Sie tauchte auf einer unscheinbaren Website auf, eingebettet zwischen Daten zu Militärtechnik, Wirtschaftskraft und geopolitischer Entwicklung. Die Seite hieß deagel.com, und was dort veröffentlicht wurde, war keine Analyse im klassischen Sinne. Es war eine stille Prophezeiung: Für das Jahr 2025 wurde Deutschlands Bevölkerung nicht mit 83 Millionen angegeben, sondern mit 28 Millionen. Keine Erklärung, keine Quellen, kein Kontext – nur diese Zahl. Ein Wert, der zunächst belächelt, später ignoriert und schließlich vergessen wurde. Bis die Realität begann, aufzuholen.

Die Deagel-Liste verschwand 2021 so unspektakulär, wie sie erschienen war. Keine Ankündigung, keine Stellungnahme. Einfach weg. Zurück blieb nur das Echo der Zahl. 28 Millionen. In Foren und Verschwörungsgruppen wurde spekuliert, fantasiert, gefürchtet. War es ein Leak? Ein geheimes Regierungspapier? Ein Algorithmus, der eine unausweichliche Wahrheit berechnet hatte? Oder schlicht die groteske Projektion paranoider Geister?

Doch so einfach ist es nicht. Wer den Henker kennt, weiß: Das Unheimliche ist nie das Offensichtliche. Es ist das, was sich nicht erklären lässt, aber auch nicht vergessen werden kann. Die Deagel-Zahl ist kein Beweis, keine These – sie ist ein Splitter. Und Splitter sind gefährlich. Sie dringen ein. Sie entzünden.

Während die Welt nach 2020 taumelte – zwischen Pandemie, Energiekrise, Wirtschaftskollaps und zunehmender politischer Polarisierung – wuchs im Osten eine neue Bedrohung. Der Ukrainekrieg war nur der Anfang. Russland wurde wieder zu dem, was es lange nicht mehr sein durfte: ein Gegner, ein Akteur außerhalb jeder westlichen Logik. Die NATO rückte näher, Sanktionen eskalierten, Aufrüstungsprogramme begannen – und über allem schwebte das, was niemand laut aussprechen wollte: der Schatten eines großen Krieges. Kein regionaler Konflikt, keine Stellvertreterfehde. Sondern der mögliche Auftakt zu einem Dritten Weltkrieg.

Und plötzlich klang die Zahl nicht mehr ganz so absurd.

Denn ein massiver Bevölkerungseinbruch – sei es durch Krieg, Flucht, wirtschaftlichen Zusammenbruch oder gezielte Destabilisierung – ist kein Fantasiekonstrukt mehr, wenn die Weltordnung zu bröckeln beginnt. Wenn Versorgungsketten reißen. Wenn Stromnetze ausfallen. Wenn die Politik hilflos wird und das Volk misstrauisch. Wenn nichts mehr sicher ist – weder Eigentum noch Wahrheit noch Identität.

Man muss nicht an Chemtrails oder Echsenmenschen glauben, um zu erkennen: Die westlichen Demokratien sind verletzlicher denn je. Ihre Stärke war immer ihr Vertrauen – in Institutionen, in Prozesse, in das Morgen. Wenn dieses Vertrauen schwindet, bleibt nur Kontrolle. Und Kontrolle ist der Anfang vom Ende.

In solch einem Klima wird der Mensch still. Er diskutiert nicht mehr. Er bereitet sich vor. Oder er flieht. Und wer flieht, der verschwindet – aus der Statistik, aus dem System, aus der Zukunft.

28 Millionen. Diese Zahl impliziert keinen nuklearen Holocaust, keine apokalyptische Vernichtung. Sie spricht nicht von Massengräbern, sondern von Abwesenheit. Von Schrumpfung. Von einer Nation, die zwar noch existiert, aber nicht mehr dieselbe ist. Nicht mehr reich, nicht mehr laut, nicht mehr führend. Nur noch übrig. Ein Rest.

Es braucht keinen Atompilz, um ein Land auszulöschen. Es reicht, wenn sich niemand mehr zuständig fühlt. Wenn Politik zum Management von Mangel wird. Wenn Medien zur Beruhigungsspritze verkommen. Wenn Menschen aufhören, an Beteiligung zu glauben, und beginnen, in Deckung zu gehen.

Was die Deagel-Liste voraussah, war vielleicht kein Plan, sondern eine Konsequenz. Nicht der Entschluss weniger Mächtiger, sondern das Ergebnis vieler unterlassener Entscheidungen. Ein Kollaps, der nicht schlagartig, sondern schleichend geschieht. Erst bröckelt die Fassade, dann die Fundamente, schließlich steht nur noch die Hülle – unbelebt, unsicher, unbedeutend.

Und Deutschland? Deutschland war vorbereitet – auf alles außer auf das. Auf Rückzug. Auf Bedeutungslosigkeit. Auf innere Emigration.

Der Henker zählt nicht die Toten. Er zählt, wer übrig bleibt. Und wenn er sagt: „28 Millionen", dann meint er nicht die Zahl. Er meint die Einsamkeit. Die Sprachlosigkeit. Die Gewöhnung an das Nichts.

Vielleicht hat Deagel nie existiert. Vielleicht war die Liste ein Mythos, ein Test, ein Rauschen im System. Aber spielt das eine Rolle? Wenn genug Menschen an einen Untergang glauben, wenn sie sich innerlich davon entfernen, Teil des Ganzen zu sein – dann beginnt der Zerfall.

Die wirklich gefährlichen Prophezeiungen sind nicht die lautesten. Es sind die leisen, die man nicht loswird. Die, die keine Erklärung liefern, sondern eine Frage stellen. Und diese Frage lautet: Was, wenn es bereits begonnen hat?

Wenn Supermärkte wieder geöffnet, aber leer sind? Wenn Busse fahren, aber niemand mehr einsteigt? Wenn Parlamente tagen, aber ihre Worte niemanden mehr erreichen? Wenn das Land nicht gestürzt wurde, sondern sich selbst stillgelegt hat?

Dann leben wir bereits in der Prophezeiung. Dann zählt man nicht mehr die Zukunft, sondern die Verluste.

Und dann sind 28 Millionen nicht das Schreckliche – sondern das, was noch bleibt. Das Letzte. Das Protokoll. 

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Kommentare 1

Der Franz

am Dienstag, 03. Juni 2025 17:05

Wahrheit oder Trugschluss?

Ich habe seinerzeit von dieser Liste, sowie anderer Listen gehört. Es war zu meiner aktiven Dienstzeit bei der deutschen Bundesmarine (heute nicht mehr vorhanden...) immer mal wieder Gesprächsstoff mit dem Wunsch das zu ergründen. Diverse Szenarien der Verteidigungshaltung beinhalten oft Zahlenspiele um rein rechnerisch Grundsubstanz zu bekommen. Die Stellwerte waren immer variable und ließen sich entsprechend leicht angleichen. Die, sogenannte "Verweigerungshaltung" war immer ein Indikator der unvorhersehbare Werte erzielen konnte. Der Mensch lässt dies noch zu, in Verbindung mit etwas weiterem fällt plötzlich die Klappe und er ist in der Versenkung verschwunden. Eine Korrektur der zusätzlichen Entscheidung bringt ihn aber nicht wieder zurück. Weg ist weg (oder das Maß ist voll...) Diese Verweigerungshaltung ist nicht fremd und die Politischen Akteure hassen das wie die Pest, da vollkommen unkalkulierbar. Entgegen der Annahme es sind nur "Wenige" trifft heute wohl vielmehr zu, dass es der Großteil der Menschen ist.

Ich habe seinerzeit von dieser Liste, sowie anderer Listen gehört. Es war zu meiner aktiven Dienstzeit bei der deutschen Bundesmarine (heute nicht mehr vorhanden...) immer mal wieder Gesprächsstoff mit dem Wunsch das zu ergründen. Diverse Szenarien der Verteidigungshaltung beinhalten oft Zahlenspiele um rein rechnerisch Grundsubstanz zu bekommen. Die Stellwerte waren immer variable und ließen sich entsprechend leicht angleichen. Die, sogenannte "Verweigerungshaltung" war immer ein Indikator der unvorhersehbare Werte erzielen konnte. Der Mensch lässt dies noch zu, in Verbindung mit etwas weiterem fällt plötzlich die Klappe und er ist in der Versenkung verschwunden. Eine Korrektur der zusätzlichen Entscheidung bringt ihn aber nicht wieder zurück. Weg ist weg (oder das Maß ist voll...) Diese Verweigerungshaltung ist nicht fremd und die Politischen Akteure hassen das wie die Pest, da vollkommen unkalkulierbar. Entgegen der Annahme es sind nur "Wenige" trifft heute wohl vielmehr zu, dass es der Großteil der Menschen ist.
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Samstag, 04. Oktober 2025