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Die Koalition und das Fallbeil – Ein Essay über das politische Theater der Kopfstandvermeidung

Politik mit dem Fallbeil

Es war einmal eine Republik, in der man sich stillschweigend darauf einigte, dass politisches Handeln vor allem niemandem auffallen darf. In diesem Land – nennen wir es Deutschland, weil es so heißt – wurde ein Koalitionsvertrag geschlossen. CDU, CSU und SPD traten zusammen wie drei müde Gaukler, die längst nicht mehr wissen, wofür sie eigentlich auftreten, aber den Applaus am Ende brauchen wie ein nervöser Jongleur sein Baldrian.

Der Vertrag trägt den Titel „Verantwortung für Deutschland", was in etwa so aufregend klingt wie „Aufsichtspflicht beim Wandertag". Man hätte auch schreiben können: „Bitte nicht schubsen, wir sind müde." Inhaltlich ist das Dokument ein handzahmer Versuch, Realitätsverweigerung als Regierungsprogramm zu tarnen. Eine Art Polit-Sudoku, das man mit leerem Blick anstarrt, während man so tut, als verstehe man die Regeln.

Doch hinter der administrativen Schonkost lauert eine Idee, die den Atem stocken lässt: Der Kampf gegen die AfD, geführt mit dem zitternden Schwert des Verfassungsschutzes und der Idee, das passive Wahlrecht bei „Feinden der Demokratie" zu streichen.
Ein Satz, der klingt, als sei er aus einem dystopischen Roman gefallen, aber nicht clever genug, um in Orwell zu überleben.
Hier wird der Kern des demokratischen Spiels verraten, nicht verteidigt.
Man will ent-demokratisieren, um die Demokratie zu schützen – ein Satz, der nur logisch klingt, wenn man morgens Farbe trinkt und es für Kaffee hält.

Und so steht er da, Friedrich Merz, der krumme Kanzlerkandidat, wie ein überambitionierter Lateinlehrer, der zu oft das Wort „Res publica" falsch betont hat. Seine Partei taumelt, sein Kurs ist unklar, seine Strategie: Krawall mit Knigge. Er sieht den Totalabsturz nicht als Risiko, sondern als Branding-Möglichkeit.

Was bleibt, ist ein Vertrag, der sich weniger wie ein Zukunftsentwurf liest, sondern eher wie ein Bewerbungsanschreiben für eine Behörde, die es nicht mehr gibt. Die Zivilgesellschaft wird „gefordert", was in diesem Kontext so klingt, als würde man sie höflich bitten, endlich mal wieder das Laub zu kehren, das sich auf den moralischen Gehwegen der Republik türmt.

Am Ende steht kein Fallbeil, sondern ein Aktenschrank. Kein Aufschrei, sondern ein Flüstern im Kanzleramt.

Und die Demokratie?

Sie steht da, ein bisschen verwirrt, in einem viel zu großen Mantel, und fragt sich, ob das alles schon der Ernstfall war – oder bloß die letzte Generalprobe vor dem großen Blackout des politischen Denkens. 

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Samstag, 04. Oktober 2025