Katja Wolf – Die Rächerin der Eisenacher Tristesse
Es gibt Figuren im politischen Panoptikum, die selbst in provinziellen Kommunen ein Erdbeben auslösen können. Katja Wolf gehört definitiv dazu. Die Frau, die Eisenach für acht Jahre regierte – oder sagen wir besser: gelegentlich vorbeischaute, um den Stuhl im Rathaus warmzuhalten, bevor es wieder Richtung Elternzeit oder Parteitag ging.
Denn von den acht Jahren als Oberbürgermeisterin war Wolf gerade einmal zwei Jahre richtig anwesend. Der Rest? Elternzeit-Diplomatie. Zwei Kinder – Respekt – haben es ermöglicht, dass Eisenach den „Remote-Betrieb" einer Rathauschefin ertragen durfte. Homeoffice, bevor es cool war.
Doch wer glaubt, dass die Stadtverwaltung Wolf schmerzlich vermisste, sollte besser einen Eimer mitbringen, wenn er mit den Mitarbeitern spricht. Der Geruch von Fassungslosigkeit, der bei Erwähnung von „Katja Wolf" durch die Flure wabert, macht jede Kanalisation neidisch.
Wolf – ein Musterbeispiel linker Kommunalpolitik à la „Wie sorge ich dafür, dass alle Seiten genervt sind?" So sehr, dass selbst der Stadtrat 2015 in seltener Einigkeit – mit Stimmen weit über das NPD-Lager hinaus – einen Abwahlantrag unterstützte. Man könnte meinen, Wolf habe den Fraktionen Freibier versprochen, so eifrig wurde da genickt.
Doch unsere Heldin ließ sich nicht beirren. Stattdessen verweigerte sie 2014 trotzig den NPD-Räten den Handschlag – ein nachvollziehbarer Affront, der ihr dann aber juristisch um die Ohren flog. Ein Gericht entschied, es sei „rechtswidrig". Wolf jedoch blieb eisern. Auch 2019 wurde wieder schnippisch die Hand eingesteckt, als die Rechten zur Vereidigung antraten. Ironie des Schicksals: Am Ende waren es nicht die Nazis, die sie stürzten – sondern die Bürokratie.
Denn es folgten nicht etwa Lorbeeren, sondern ein politischer Rückzug aus der Linken. 2024 dann das große BSW-Manöver. Frisch im Sahra-Wagenknecht-Dress, trat Wolf als Landesvorsitzende an und verfehlte im Direktwahlkrimi das Mandat – zog aber über die Liste dann doch ins Thüringer Parlament ein und wurde zur Finanzministerin gemacht. Thüringen: wo die Personalpolitik noch aus der Lostrommel kommt.
Aber der Höhepunkt? Die Immunitätsaufhebung im Januar 2025, damit gegen sie wegen Vorteilsnahme ermittelt werden kann. Der Vorwurf: Eine Auslandsreise mit mutmaßlich etwas zu lockeren Umgangsformen in Sachen Compliance. Der Justizausschuss gab grünes Licht – wohl mit derselben Begeisterung wie der Eisenacher Stadtrat anno 2015.
Eisenach atmet also immer noch durch. Und man fragt sich: War das alles nur eine Sozialstudie darüber, wie weit man Kommunalpolitik dehnen kann, bevor sie reißt?
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